Erinnerungen an Alt-Döbra

Drum der Meierstaot am Brunna
ham mer Wasser ghult als Gunga.
Bist die Dorfstraouß naou geloffn,
host Gäns und Hejner ogetroffn.
Die Bauern ham eigspannt ihra Kejh,
es waor a richtigs Dorfidyll.
Und am Feierheisla druntn,
hatt mer unnern Spellplatz gfundn.
"Staorch, wuher kimmst da?" gings mit Schall,
vo Westen waor der Widerhall.
Zen Vugelschuster san Laoudn,
mit der hölzern Treppen am Haus,
semmer ganga als Gunga ei und aus,
denn dort stand der Kugel-Stechapparat.
Ver aner goldna Kugel ausn Lechla
hielt er a Schachtel Praliné parat.
Und erst ze der Kärwa der Massenauflauf,
druntn dort ben Synderhauf.
Reitscholl, Schaukel und aa Ständ,
die Tilda und Bußa haout jeder gekennt.
Die Bauern ham aa gfeiert an dem Taouch,
weil ihr Hei waor unter Daoch und Faoch.
Su waorsch im Summer, ihr lieben Leit,
doch auch der Winter haot sei Freid.
Es schensta waor es Schlejtenfaohrn,
die Dorfstraouß naou daou haouts uns gfrorn.
Und weil des waor gaor nit erlaubt
hot uns der Hann, der Gemadejner gstaubt.
Bis der san Säbel und die Pickelhaubn gfunden,
waorn mir ums Heisereck verschwunden.
Und kaum haot er sich in seiner Stoubn wejder gejm zerfrejden,
ham mer vor sein Fenster gschrien: "Hann mir fohrn fei wejder Schlejten!"
Waor die Kält dann goar zer aorch
senn mer alla nauf die Burch.
In der Schusterstoum waorsch warm,
daou haout uns gfunna ka Schandarm.
Der Schuster haout seina Text neighaut,
und mir ham dabei wej die Meisla zougschaut.
Hutzn ganga senn die Leit aa gern,
im Winter mit der Stallatern.
Die Staoum war vuller Näjhrohm bal zer klaa,
denn Geld verdejna mußtn Moo und Fra.
Am Sunntig woar dann Rocknstoum,
daou senn kumma ze die Maadla die gunga Boum.
Vom Grammophon is Musik erklunga
und alla ham kräftig mejtgsunga.
Da waorn alla lustig und ham getanzt,
die Baa ham sa gschlenkert, die Röckla ham gschwanzt.
Su haout aa der Winter sei Freit,
zerfrejdner waorn sa scho die Leit.
A klans weng lustig mußts immer sei,
und ich waß nuch genau, ejch waor aa dabei,
und in dem Dorf, ihr werds nit glaam
da woar ejch als Kind derhaam.

Anni Munzert

 

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